
5 Herausforderungen, die Sie bei Next Leadership kennen sollten - Teil IV
Herausforderung Nr. 4
Angemessenes Vertrauen
Im Zuge von New Work und Next Leadership wird vor allem eines gefordert: Vertrauen. Mehr Vertrauen in die Mitarbeiter, Vertrauensarbeitszeit, Vertrauen in die Selbstregulationsfähigkeit von Teams und mehr. Aber kann Vertrauen gefordert oder sogar verordnet werden?
Vertrauen heißt loslassen, bedeutet Kontrolle und Macht abzugeben. Das fällt vielen Führungskräften schwer, insbesondere in Unternehmenskontexten, die historisch auf starke Kontrolle aufgebaut sind. Kann man plötzlich einfach vertrauen und dann läuft alles in die richtige Richtung?
Vertrauen wird im Wesentlichen aus den beiden Faktoren Integrität und Zutrauen gebildet und muss in der Regel erarbeitet werden. Wenn kompetente Menschen hauptsächlich ihren eigenen Vorteil im Blick haben, fehlt es an der Integrität, die Vertrauen rechtfertigt. Wenn integre Menschen nicht die Kompetenz für die gestellten Anforderungen mitbringen, ist Vertrauen ebenfalls schwierig.
Insofern muss das Thema Vertrauen auf einem tragenden Fundament von starken Unternehmenswerten aufgebaut sein, transparenten „Spielregeln“ sowie Ergebniserwartungen, die realistisch sind, also weder unter- noch überfordern dürfen. Ist ein Team in der Lage, dieses selbstorganisiert und ohne Eigeninteressen zu definieren?
Beim Thema Vertrauen kann man schnell auf beiden Seiten vom Pferd fallen. Einerseits braucht Vertrauen Mut für einen Vertrauensvorschuss, der dann erst später bewiesen werden kann. Andererseits braucht Vertrauen Befreiung von einem naiven Gutmenschendenken, dass jeder schon irgendwie das Beste für das Unternehmen und die Kollegen gibt.
Nassim Nicholas Taleb schreibt in seinem Buch „Antifragilität“ sinngemäß (S. 198), dass eine naive Form von Utopie mit Blindheit gegenüber der Geschichte versucht, Habgier und andere menschliche Schwächen vernunftgeleitet zu eliminieren, was zu einer Fragilisierung der Gesellschaft führt. Die Menschheit bleibt aber mit diesen schlechten und bösen Seiten wie sie ist und das letzte, was wir brauchen, sind noch mehr Moralisierer, die die Menschen zur Vernunft rufen wollen. Praktikabler seiner Ansicht nach ist es, die Verhältnisse so zu gestalten, dass ihnen Habgier und andere menschliche Unvollkommenheiten nichts anhaben können.
Die Kompatibilität von Individual- und Unternehmenszielen wird leicht überschätzt. Nicht alle können immer mitgenommen werden oder gehen von selbst natürlich ausschließlich intrinsisch motiviert mit. Nicht alle Führungskräfte und Manager sind bereit, ihre Macht aufzugeben und sich einem größeren Zweck unterzuordnen bzw. irgendwelchen Schwarmintelligenzen zu folgen.
In der nächsten Woche beenden wir unsere Serie mit einer letzten Herausforderung. Lassen Sie sich überraschen!
Weitere Beiträge rund um das Thema Next Leadership gibt es unter www.nextleader.de