
Hindernisse in der Selbstführung überwinden Teil I
Kontakt mit sich selbst
Den ersten Selbstführungs-Saboteur werden Sie möglicherweise spüren, wenn Sie in den nächsten Zeilen lesen, dass es gleich psychologisch wird. Denn Selbstführung beginnt für uns damit, dass man mit sich selbst in Kontakt geht – so wie man es üblicherweise mit einem anderen Menschen tun würde: hinschauen, fühlen, reflektieren, zuhören… Das, was so einfach klingt, fällt vielen Menschen schwer, und dafür gibt es einen Grund.
In unserer frühesten Kindheit wurden wir für gewöhnlich darauf konditioniert, sich an die Erwartungen unserer Bezugspersonen anzupassen und entsprechend ihren Bedürfnissen zu funktionieren. Unser authentischer Selbstausdruck war häufig nicht erwünscht. Für ein Kind ist es eine schmerzliche Erfahrung, die es nur bewältigen kann, wenn er die Gefühle und damit einen Teil seines Selbst abspaltet. Sprich: Nicht in Kontakt mit sich selbst zu gehen, ist somit eine kindliche Überlebensstrategie, die zur Zeit ihrer Entstehung eine wichtige lebenserhaltende Funktion hatte. Als Kinder waren wir von unseren Eltern abhängig. Als erwachsene Menschen befinden wir uns in einer anderen Situation und können selbst für uns sorgen. Auf die eigenen Bedürfnisse hören, für sich sorgen, selbstbestimmt und autonom das tun, was sich stimmig anfühlt (obwohl die Eltern es möglicherweise missbilligen würden), gehört zu den wichtigsten Selbstführungs-Kompetenzen.
Bleibt eine Führungskraft jedoch in ihrer kindlichen Überlebensstrategie gefangen, behindert sie seine Entwicklung. Unbewusst ist man dann nach wie vor bemüht, den Erwartungen der Eltern zu entsprechen, statt das ins Leben zu bringen, was der eigenen Identität entspricht. Eine Vorgesetzte, die nicht mit sich selbst verbunden ist, wird zudem Schwierigkeiten haben, einen wirklichen zwischenmenschlichen Kontakt zu den Mitarbeitern zu knüpfen. Man kann noch so viele Kommunikations- oder Leadership-Seminare besuchen: Wenn der Austausch rein instrumentell stattfindet, werden die Mitarbeiter mit so einer Führungskraft nicht warm.
Lesen Sie in dem nächsten Beitrag wie Führungskräfte mit Ihren Emotionen umgehen können.